“Ohne meine Familie, ohne meine Freunde, ohne meine Muttersprache. Ich habe mir vorgestellt, wie ich alleine in der Bib hocken werde, während die anderen feiern. Wie dumm ich war!”
Ich bin Rebeka aus Ungarn. 2015 habe ich mein Erasmussemester in Mainz angefangen. Ohne meine Familie, ohne meine Freunde, ohne meine Muttersprache. Ich habe mir vorgestellt, wie ich alleine in der Bib hocken werde, während die anderen feiern. Wie dumm ich war!
Natürlich habe ich am ersten Tag eine Polin kennengelernt, die bis heute eine meiner besten Freundinnen ist. Dann kamen noch viele anderen wunderbaren Menschen in mein Leben. Schon in Dezember brannte ich darauf meinen Vertrag zu verlängern. Letztendlich habe ich genau ein Jahr in Mainz verbracht. Und – egal wie kitschig es klingt – dieses Jahr hat mein Leben verändert.
Es hat wirklich meine „Karriere” bestimmt. Ich bin als Doktorandin nach Mainz zurückgekommen: jetzt schreibe ich meine Dissertation an der Evangelisch-Theologischen Fakultät.
Ich habe mein Deutsch verbessert. Von den ersten Tagen, wo ich alles auf Englisch erledigt habe, bin ich so weit gekommen, dass ich meine Diss auf Deutsch schreibe (das ist wie ein Selbstmord, aber ich mag Herausforderungen).
Ich habe mich selbst besser kennengelernt und habe mein früher verlorenes Selbstvertrauen wiedergefunden.
Aber das Wichtigste ist, dass ich Freunde dazu gewonnen habe. Nicht nur die typischen Erasmus-Freunde, die nach einem Semester nach Hause fahren und dann verschwinden. Auch an sie erinnere ich mich mit einem Lächeln. Aber ich habe auch echte Freunde gefunden, die über Jahre bei mir geblieben sind, mich unterstützt haben und mich nicht vergessen haben. Freunden, die zwar in Mainz geblieben sind, aber mich in Ungarn besucht haben. Die, von den ersten Tag, als ich mich als Doktorandin beworben habe, auf mich gewartet haben.
Ich bin Rebeka aus Ungarn. Aber ich bin auch in Mainz zu Hause.
Rebeka aus Budapest (27)